Das letzte ERASMUS+ Projekt Projekttreffen in Frankreich ist erfolgreich beendet.
Im Rahmen des seit 2019 laufenden ERASMUS+-Projekts FOCUS ging es diesmal nach Frankreich zum letzten Projektreffen mit den Partnerschulen aus Frankreich, Polen und Spanien. Das Projekt, das eigentlich schon im Sommer 2021 beendet sein sollte, aber Corona-bedingt um 12 Monate verlängert wurde, geht damit auf die Zielgerade.
Thematisch beschäftigt sich das EU-finanzierte ERASMUS+-Projekt FOCUS mit Aspekten der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft urbanen Lebens in Europa. Auf den vorangegangenen Treffen standen etwa die Geschichte städtischen Lebens oder die urbane Architektur im Vordergrund. In Frankreich bei der Partnerschule in Champagné, einem Vorort von Le Mans, sollte jetzt vor allem die politische Dimension urbanen Lebens behandelt werden – naturgemäß geht das heute nicht, ohne Fragen der Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit zu berücksichtigen.
Einigermaßen nachhaltig hatten wir, die Gruppe des GBN, uns auf den Weg mit dem Zug nach Le Mans gemacht, immerhin noch eine Zugstunde westlich von Paris gelegen. Und man kam dann auch tatsächlich an nach der Reise mit verschiedensten öffentlichen Transportmitteln – durch eine Polizeiaktion bei Arras zunächst mit etwas Verspätung, dank einer gesperrten Metroverbindung in Paris beim Bahnhofwechsel und einer Bombendrohung dann auch einige Stunden nach dem eigentlich Plan am Zielort. Zeitgleich konnten wir aber erleichtert feststellen, dass das Land sich am Wahltag für eine weitere Amtszeit des pro-europäischen Präsidenten Macron entschieden hatte.
Während in der Schule vor Ort der erste Tag traditionell für ein Kennenlernen und die Vorbereitung genutzt wurde, diesmal etwa Vorstellungen verschiedener NGOS für die Belange von Fahrradfahrern, Behinderten und zum Müllproblem, standen schon am zweiten Tag in Le Mans Besuche bei der Müllverbrennungsanlage und einem Recyclingcenter auf dem Programm, ein Nachmittag im Park Guy Malny rundete den Tag ab. Im diesem Park findet jährlich das Street-Art Festival Plein Champ statt, bei dem – kontroverse – Kunst im öffentlichen Raum inszeniert wird. Die meisten Kunstwerke sind dann das ganze Jahr zu bestaunen, bevor die Flächen wieder neu gestaltet werden. Dazu hatte bereits am Montag der Kurator des Festivals zum Beispiel die Programmauswahl erklärt.
Am darauffolgenden Tag wartete dann der Höhepunkt auf die TeilnehmerInnen: der ganztägige Ausflug nach Nantes und St. Nazaire. In beiden Städten, an der Loire und am Atlantik gelegen, kann man gut Entwicklungen der Stadtplanung nachvollziehen. In Nantes gibt es inmitten des Flusses die Ile de Nantes, ein ehemaliges Industrie-, vor allem Werftgebiet auf einer Insel mitten in der Stadt. Nach dem Niedergang der Werftindustrie – auch weil der Fluss nicht mehr genügend schiffbar war für die immer größer werdenden Schiffe – entstand eine riesige Brache, die seit den 1990ern neu bebaut und gedacht wird. Während im touristischen Mittelpunkt sicher Les Maschines de l’Ile stehen mit einem roboterhaften Elefanten zum Mitreisen, von dem man sich auch nassspritzen lassen kann, und einem von Jules Vernes inspirierten Karussell, findet man auf der Insel heute einige Hochschulen, viele neue Apartmentblocks und ein futuristisches Gerichtsgebäude. Das Ganze wird garniert von Kunstwerken, die überall zu entdecken sind.
St. Nazaire hingegen wird dominiert von einem überdimensionierten U-Bootbunker, den das Deutsche Reich dort im Zweiten Weltkrieg zum Schutz der U-Boote errichten ließ. Da sich dieser Bunker selbst als unzerstörbar erwies, legte man stattdessen die gesamte Stadt in Schutt und Asche, was zum Wiederaufbau nach dem Krieg zwang. Dabei folgte man bewusst alten Traditionen, die man jedoch an die Erfordernisse der neuen Zeit anpasste. Heute ist St. Nazaire wieder eine aufstrebende kleine Stadt, die uns mit einem Strandspaziergang für den Besuch belohnte.
Bevor es am Samstag dann wieder per Bahn nach Hause ging, musste dann aber noch zwei Tage in der Schule gearbeitet werden, wobei am letzten Tag dann doch noch Zeit war für einen kurzen Besuch der beeindruckenden Kathedrale von Le Mans und des bezaubernden Altstadtviertels La Cité Plantagenet. In der Arbeitsphase gab es neben verschiedenen Workshops, in denen das Gesehene und Erlebte inhaltlich in verschiedene Formen aufbereitet wurde, aber auch noch einen Parkour-Lehrgang von zwei Jungs aus Le Mans, die sich als echte Könner erwiesen bei der Nutzung urbaner Lebensräume als „Sportplatz“. Während in einigen Workshops debattiert und Präsentationen erstellt wurden, gab es auch eine Gruppe, die einen Escape-Room erstellte, den man mit Wissen vom Dienstag lösen konnte, und eine Gruppe, die einen Brief des Projekts an Marietta Karamanli, eine Abgeordnete der Assemblée Nationale, verfasste, die am Donnerstagvormittag für eine Stunde mit den TeilnehmerInnen diskutierte. Gerade der Brief verdeutlichte nochmal, dass gerade urbane Lebensräume zukunftsfähige Lösungen brauchen, die jetzt entwickelt und durchgesetzt werden müssen, auch wenn schon vieles im Fluss ist.
Jetzt heißt es dann zu Hause das Material aufbereiten und nutzbar machen: als finales Produkt soll es eine Handreichung geben, in der alle Projektaktivitäten zur Nachahmung gesammelt und veröffentlicht werden.
Wer noch mehr Informationen möchte, kann dem Projekt auf Instagram unter erasmus_plus_focus folgen oder schaut auf der eTwinning Seite des Projekts unter https://twinspace.etwinning.net/94430/home.
Kay Tomhave