Welchen Weg schlägt Deutschland ein? Die Themen Wirtschaft, Migration, Klimaschutz und Sicherheit fordern die Politik heraus. Doch nicht nur die Politik hat Schwierigkeiten, Lösungen für diese Themen zu finden, auch den Wahlberechtigten fällt die Wahlentscheidung anlässlich der vorgezogenen Bundestagswahl schwer.

Um den 18-jährigen Schüler*innen Klarheit über ihre Wahlentscheidung zu verschaffen, lud das Gymnasium Bad Nenndorf die möglichen Bundestagsanwärter*innen des Wahlkreises Nienburg II – Schaumburg zu einer offenen Podiumsdiskussion ein. So konnten Schülerinnen und Schüler des Jahrgangs 11-13 Mathias Wehrung (CDU), Marja-Liisa Völlers (SPD), Dr. Fabian Horn (FDP) und Sven Frings-Michalek (Grüne) begrüßen. Sowohl die AfD, als auch die Linke wurden nicht zu der Veranstaltung eingeladen.

Die drei Bundestagsanwärter sowie Marja-Liisa Völlers, die 2021 den Wahlkreis durch ein Direktmandat gewann, erhöhten den Altersdurchschnitt des überwiegend jugendlichen Publikums erheblich, was der Aktualität der Debatte jedoch keinesfalls schadete.

Im Vorfeld der Podiumsdiskussion konnten die Schülerinnen und Schüler Fragen stellen, aus denen Themenfelder formuliert wurden, die von dem Moderator Noah Böttcher, Schüler des zwölften Jahrgangs, an die Bundestagsanwärter*innen weitergegeben wurden. Die Diskussion begann mit einer kurzen Fragerunde, in der die Bundestagsanwärter*innen entweder mit „Ja“ oder „Nein“ antworten mussten, was bei vielen komplexen Themenfeldern eine Herausforderung darstellte und mal mehr, mal weniger gut funktionierte. Die schnelle Fragerunde bot den Zuhörenden einen Überblick über die parteipolitischen Vorstellungen der Kandidat*innen und gab einen Impuls, auf dem eine Debatte aufgebaut werden konnte.

Nach der Fragerunde ging es dann sofort zur Thematik der Schuldenbremse über, die maßgeblich zum Zerbrechen der Ampelkoalition führte. Da drei der vier anwesenden Parteien ebenfalls in der Ampelkoalition vertreten waren, wurde die Diskussion schnell spannend.

Auch mit Donald Trumps erneuten Wahl zum Präsidenten der Vereinigten Staaten und Deutschlands Abhängigkeit von den USA wurde sich auseinandergesetzt, wobei die vier Kandidat*innen zu dem gemeinsamen Schluss kamen, dass Deutschland sowohl die wirtschaftliche als auch die militärische Unabhängigkeit von den USA erlangen müsse. Nur bei Lösungsansätzen schienen die Meinungen noch immer weit auseinanderzugehen.

Neben den außenpolitischen Strategien angesichts des russischen Angriffskrieges wurde außerdem das aktuell stark polarisierende Thema der Migrationspolitik besprochen, bei dem sich die Bundestagsanwärter*innen jedoch eher vage äußerten.

Über die Energiepolitik wurde ebenfalls diskutiert, wobei insbesondere der Ausstieg aus der Atomkraft Streitpotential bot. Bei all diesen Themen kamen die Politiker*innen im Forum des Gymnasium Bad Nenndorfs erstaunlicherweise nicht auf die Bildungspolitik zu sprechen, was in Anbetracht des Austragungsortes sicherlich interessant gewesen wäre.

Schlussendlich wurde über mögliche Wunschkoalitionen der Parteien gesprochen, bei denen deutlich wurde, dass sich die Koalitionsbildung in Anbetracht der aktuellen Wahlprognosen, schwierig gestalten könnte. Die Debatte endete mit einem Appell des Moderators Noah Böttcher unter allen Umständen wählen zu gehen und die Demokratie aktiv mitzugestalten. Die 90-minütige Podiumsdiskussion verging wie im Flug, was leider dazu führte, dass die Mehrheit der Schüler*innen ihre Fragen nicht in offener Runde an die Kandidat*innen richten konnten. Nichtsdestotrotz konnten die Schüler*innen ihre Fragen nach Beendigung der Podiumsdiskussion im persönlichen Gespräch mit den Kandidat*innen stellen, was eine hervorragende Möglichkeit bot, dem Direktkandidaten oder der -kandidatin, dem/der man möglicherweise seine Stimme gibt, persönlich kennenzulernen.

Zusammenfassend lässt dich die Podiumsdiskussion als erfolgreiche Debatte mit einem angenehmen Gesprächsklima bezeichnen, die, dank der Kandidat*innen, nur selten in eine hitzige Unterhaltung ausartete.

Die Diskussion bot den Anwesenden einen hervorragenden Einblick in die persönlichen, aber auch parteipolitischen Interessen der Kandidat*innen, was ihnen die Wahlentscheidung sicherlich erleichtern wird. ​​

Charlotte Degenkolb